Die Künstliche Intelligenz (KI) und die Gefahr eines vermeintlichen Hypes

Oliver Jansen

Oliver Jansen

30 Jan 20244 Min. Lesezeit

Der zuletzt allgegenwärtigen öffentlichen Diskussion zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) folgend könnte man dem irrigen Eindruck unterliegen, es handele sich dabei um etwas ganz Neues, noch in der Entwicklung Befindliches.

Nun, wie auch bei der natürlichen Intelligenz, ist eine fortlaufende Entwicklung mit einer möglichst einhergehenden Verbesserung grundsätzlich wünschenswert, aber ganz neu ist das Thema längst nicht, auch nicht für den gewöhnlichen Nutzer: Schon seit mindestens zwei Jahrzehnten, und seinerzeit warb man sogar ausdrücklich damit, regelt die Fuzzy-Logic unsere Heizungssteuerungen, adaptive Fahrzeuggetriebe und Motorsteuerungen aber auch den Flottenstand, die Wassertemperatur und die Trommelbewegung unserer Waschmaschinen – sofern es sich nicht jeweils um die simpelste Produktausführung handelt. Bei der Gelegenheit: Etwas großspurig suggerieren die Produktnamen eines Haushaltsgeräteherstellers wahlweise einen iQ (sic!) zwischen 300 und 700 – deutscher Ingenieurskunst sei Dank.

Wir nutzen – und vermutlich auch schätzen – die Ergebnisse aus diesem Teilgebiet der Informatik im Alltag doch sehr, und dies schon seit längerem. Und schon vor über 50 Jahren konnte man sich dank Kubricks Werk 2001: Odyssee im Weltraum* eine konkretere Vorstellung machen, zu welchen Ergebnissen die Auseinandersetzung zwischen Mensch und einem heuristisch programmierten algorithmischen Computer (HAL 9000**) führen könnte…

KI ist also mitnichten etwas, was sich schon wieder legen wird, wie beispielsweise eine überflüssige App oder das ungewollte Feature eines Smartphones. KI ist längst da, ist in viele Aspekte unseres Alltags fest eingebunden und steht nun auf der nächsten Entwicklungsstufe: Dem unmittelbaren Kontakt zum Menschen und hier vor allem auch als möglicher Ersatz des bisherigen menschlichen Gegenübers.

Im militärischen Bereich ist diese Situation schon seit einigen Jahren gegeben, die Behandlung dieses Aspektes im Rahmen der Genfer Konvention ist dringend geboten und wird diskutiert.
Im zivilen Bereich sollten wir uns sehr intensiv mit den Auswirkungen – den Chancen und Risiken – beschäftigen, und dies nicht nur aus technischer, sondern insbesondere aus ethischer Sicht. Ein Aussitzen oder Ignorieren, da es sich ja vermeintlich nur um einen Hype handelt, wäre fatal.

Ein unantastbarer Grundsatz, quasi der Artikel 1, wäre die unabänderliche Befolgung der gesetzlichen und kulturellen Regeln eines Staates oder Kulturkreises. Die Verankerung dieser Paradigmen in den Systemkern ist deswegen so wichtig, da KI in Verbindung mit Deep Learning, also dem selbsttätigen Lernen durch die Software, ansonsten zu sehr eigenen Entscheidungen kommen könnte (siehe HAL 9000), die nicht im Sinne des ursprünglichen Erfinders sind.

Die moralische Diskussion, ob beim trivialen Kontakt (Chatbot, Hotline etc.) mit KI der Nutzer in jedem Fall im Vorfeld auf diesen Umstand hingewiesen werden muss, sollte man sicherlich führen. Aber bei einem Bejahen sollte man dieser Logik folgend auch Anspruch auf die Information haben, ob der menschliche Ansprechpartner der angerufenen Organisation wirklich dazugehört oder Mitarbeiter eines externen Dienstleisters ist, der aufgrund einer möglichen Zeitverschiebung auch mit einem angepassten Tagesgruß angesprochen werden sollte.

Zur Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/HAL_9000, https://de.wikipedia.org/wiki/2001:_Odyssee_im_Weltraum